Resultate

Bereits nach einem Jahr hatten von den steigenden Löhnen 95 % der Leute, vorallem der unteren und mittleren Schichten, profitiert. Die Nachfrage stieg tatsächlich an und die Fabriken konnten besser ausgelastet werden, so dass die Produktivität verbessert wurde und die Arbeitslosenzahl stark sank. Innerhalb der Regierungskoalition kam es jedoch je länger je mehr zu Konflikten. Die einen, beispielsweise die MIR, wollten so schnell wie möglich den Sozialismus nach sowjetischem Vorbild einführen, die andern bevorzugten eine allmähliche Umgestaltung der Wirtschaft. Ausserhalb der Regierung bildeten sich Gruppen, welche die Reformen mit Gewalt vorantreiben wollten. Im Parlament wurden nun alle Vorlagen der Unidad Popular von einem Anti-Allende-Bündnis, bestehend aus den rechten und christdemokratischen Parteien, zu Fall gebracht, so dass der Präsident in seiner Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt wurde.

Aussenpolitik - Gegenmassnahmen

Aussenpolitisch fiel Chile zwischen Stuhl und Bank. Es erhielt es zwar ein wenig Hilfe von der Sowjetunion, aber weit weniger als man sich erwartet hatte. Währenddessen versuchte Präsident Nixon die Wirtschaft Chiles "auszuquetschen", wie er es nannte. Wie angedroht wurde sämtliche Entwicklungsunterstützung eingestellt, mit Ausnahme der Militärhilfe. Mehr oder weniger heimlich unterstützten die USA oppositionelle Gruppen und Medien massiv mit Geld und Rat. In den Jahren '71-'73 befanden sich mehr Beschäftigte der CIA in Chile als in Vietnam. Es wurde alles unternommen, um das Land zu destabilisieren. Streiks wurden angezettelt, anonyme Hetzkampagnen gestartet und Paramilitärs ausgebildet. Die USA veranlasste auch, dass alle Kredite, beispielsweise diejenigen des Internationalen Währungsfonds, an Chile eingefroren wurden. Der Kupferverkauf wurde juristisch sabotiert. Der grösste Teil des ausländischen Kapitals wurde aus Chile abgezogen und die meisten ausländischen Firmen verliessen das Land.

Probleme

Die amerikanischen Massnahmen zeigten schon bald erste Wirkungen. Die Erlöse aus den Kupferverkäufen gingen drastisch zurück, die Staatsverschuldung stieg stärker als geplant an. Auch wurden Mängel an der Wirtschaftspolitik Allendes sichtbar: Die neuartigen Massnahmen gegen die Inflation scheiterten. Die Nachfrage stieg zwar an, überflügelte aber das Angebot, es entstand ein florierender Schwarzmarkt. Allende konnte seine Anhänger in den untern Schichten aber nicht mit harten Sparmassnahmen verraten, keine Steuererhöhungen durch das von seinen Gegnern kontrollierte Parlament bringen und sich kein Geld bei internationalen Organisationen leihen. Unterdessen wurden immer mehr Land und Unternehmen mit Gewalt von den Arbeitern und Kleinbauern übernommen, was zu zunehmender Angst und Radikalisierung der besitzenden Klasse führte.

Langsam rückten die Kongresswahlen des Jahres 1973 näher. Man erwartete eine schwere Niederlage der Unidad Popular, wie es in so einer schweren Wirtschaftskrise logisch gewesen wäre. Das Gegenteil geschah. Das chilenische Volk sprach der Unidad Popular, die fast 10 % mehr Stimmen als bei den Präsidentschaftswahlen 3 Jahre zuvor erreichte, das Vertrauen aus. Durch dieses Resultat ermutigt, setzte Salvador Allende und seine Anhänger ihre Reformen fort.

Das Resultat führte aber auch zu einer weiteren Verschärfung des Konflikts zwischen den immer unversöhnlicheren Lagern innerhalb der chilenischen Gesellschaft. Fast täglich kam es zu Demonstrationen auf den Strassen der grösseren Städte, extreme Gruppen der Rechten wie der Linken drohten je länger je deutlicher mit Waffengewalt. Die konservative Opposition begann öffentlich an die Türen der Kasernen zu klopfen, in der Hoffnung, das Militär würde für eine endgültige Lösung des Problems sorgen.

Rücktrittserklärung von General Prats

=> Erklärung des chilenischen Parlaments 1973

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