Sturz

Das tat es auch. Gegen Mitte des Jahres 1973 nahmen die Spannungen weiter zu, als es aus Protest gegen die Regierung zu einer Welle von Streiks kam. Insbesondere der monatelange Streik der Lastwagenfahrer traf Chile hart. Während des Streiks erhielten die Chauffeure von der Gewerkschaft den vierfachen Lohn - ausbezahlt in amerikanischen Dollars. Schliesslich entschied sich Allende dazu, das Volk über seine Zukunft und die der Regierung in einer Abstimmung bestimmen zu lassen. Aus Angst vor dem Ausgang dieses Volksentscheids begann das chilenische Militär unter Führung des Generals Augusto Pinochet den Angriff auf die zivile Regierung. Kurz zuvor hatte der Armeechef die wichtigen Führungspositionen des Militärs von verfassungs- und regierungstreuen Offizieren gereinigt. Erklärung der Putschisten

MonedaInnerhalb weniger Stunden wurden sämtliche wichtigen Gebäude in ganz Chile besetzt. Der Präsidentenpalast, in dem sich Salvador Allende aufhielt, wurde belagert. Allende lehnte ein Angebot für freies Geleit ab und begann mit seinen verbliebenen Gefährten eigenhändig die Verfassung gegen die anstürmenden Putschisten zu verteidigen. Letzte Verlautbarungen der Regierung.

Allende

Der Präsident war nicht der einzige, der an diesem Tag sein Leben liess. Mit ihm starben 3000 Sympathisanten der Putschisten, unter ihnen 200 Studenten, die umkamen, während die Universität von Santiago beschossen wurde. Bis Ende des Monats wurden mehrere Tausend Anhänger Allendes ermordet. Der Grossteil der politischen Gegner Pinochets wurden verhaftet und eingekerkert. Da die Haftanstalten schnell überfüllt waren, wurden kurzfristig Fussballstadien zu Gefängnissen umfunktioniert (Kommentar des damaligen CDU-Generalsekretärs: "das Leben im Stadion sei bei schönem Wetter recht angenehm"), bis schliesslich im äussersten Norden und Süden des Landes in stillgelegten Salpeterminen Konzentrationslager gebaut waren.

Die Reaktionen der Welt auf das Massaker in Chile waren äusserst unterschiedlich. In der USA und bei ihren Verbündeten in Europa brach Jubel aus. Besonders die Wirtschaft freute sich: Wenige Tage nach dem Staatsstreich war in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu lesen: "Chile - jetzt investieren!". Mit Bestürzung wurde die Nachricht vom Sturz Allendes in fortschrittlicheren Kreisen aufgenommen. Für sie hatte sich die Hoffnung auf friedliche Veränderung zerschlagen. In Zürich wurde auf die Vertretung der amerikanischen Telefonfirma ITT ein Brandanschlag verübt.

zurück weiter